Trakl Gedichttafel „Ein Winterabend“, ev. Christuskirche

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Wo? Neben der Eingangstür auf der Nordseite der Christuskirche am Salzachkai

© Salzburg Research
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Nach seiner einzigen öffentlichen Lesung am 10. Dezember 1913 in Innsbruck entwarf Georg Trakl dieses Gedicht, das zu seinen bekanntesten zählt. Eine Szene aus der Novelle „Vom Podvelež“, die der Autor Robert Michel am selben Abend vorgetragen hatte, mag dazu eine Anregung gegeben haben: Darin erfriert ein Mann in der Nacht unter für ihn demütigenden Umständen. Die im Gedicht dargestellte Situation nimmt darauf aber nicht unmittelbar Bezug, sondern verweist auf die “Anschauung” von Brot und Wein. Ob dieses “Abendmahl” für den Wanderer bereitet ist, bleibt offen.

Zunächst trug das Gedicht den Titel „Im Winter“ ; Trakl überarbeitete es, vor allem die letzte Strophe, mehrfach und änderte für die Drucklegung den Titel. Eine Fassung schickte er an den von ihm verehrten Karl Kraus, den er schon vorher im Rahmen einer Rundfrage des „Brenner“ in einem Gedicht charakterisiert hatte. © Internationales Trakl-Forum der Salzburger Kulturvereinigung. F.d.I.v.: Dr. Hans Weichselbaum (Hrsg.): Georg Trakl: Die ‘Salzburg’-Gedichte.

Audio_Icon Audiospur: Gedicht „Ein Winterabend“ – gelesen von Gernot Rath

 

Wissen_IconEin Winterabend
2. Fassung

© Salzburg Research
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Wenn der Schnee ans Fenster fällt,
Lang die Abendglocke läutet,
Vielen ist der Tisch bereitet
Und das Haus ist wohlbestellt.
Mancher auf der Wanderschaft 
Kommt ans Tor auf dunklen Pfaden. 
Golden blüht der Baum der Gnaden
 Aus der Erde kühlem Saft.
Wanderer tritt still herein; 
Schmerz versteinerte die Schwelle. 
Da erglänzt in reiner Helle 
Auf dem Tische Brot und Wein.
(Georg Trakl, 1913)