Trakl Gedichttafel „Musik im Mirabell“ im Mirabellgarten

Zur Überblicksseite:
Mit dem Klick auf den Button "Karte laden" werden durch den mit uns gemeinsam Verantwortlichen, Google Ireland Limited, die Karte angezeigt und auf Ihrem PC Skripte geladen. Das ermöglicht es Google unter Umständen Rückschlüsse auf Ihre Identität zu erhalten. Datenschutzerklärung von Google
© Salzburg Research
© Salzburg Research

Wo? An der östlichen Gartenmauer des Mirabellgartens in der Nähe des Barockmuseums.

Durch ein offenes Fenster nimmt in diesem Gedicht der Betrachter Bilder von einem Park auf, dessen morbide Schönheit ihn anspricht. Das Unheimliche ist jedoch sowohl in die Außen- wie auch in die Innenwelt eingezogen, und ein „weißer Fremdling“ findet Zerstörung und Finsternis vor. Das musikalische Motiv gibt dem Gedicht einen Rahmen und macht es zu einer „Komposition aus Worten“ im Sinne Hugo von Hofmannsthals. Trakl gab diesem Gedicht bei der ersten Niederschrift 1909 den Titel „Farbiger Herbst“; 1912 schrieb er bei einer Überarbeitung für den Band „Gedichte“ die letzte Strophe neu und änderte den Titel. © Internationales Trakl-Forum der Salzburger Kulturvereinigung. F.d.I.v.: Dr. Hans Weichselbaum (Hrsg.): Georg Trakl: Die ‘Salzburg’-Gedichte.

Audio_Icon Audiospur: Gedicht „Musik im Mirabell“ – gelesen von Gernot Rath

 

Wissen_Icon

Musik im Mirabell
2. Fassung

© Salzburg Research
© Salzburg Research
Ein Brunnen singt. Die Wolken stehn
Im klaren Blau, die weißen, zarten.
Bedächtig stille Menschen gehn
Am Abend durch den alten Garten.

Der Ahnen Marmor ist ergraut.
Ein Vogelzug streift in die Weiten.
Ein Faun mit toten Augen schaut
Nach Schatten, die ins Dunkel gleiten.

Das Laub fällt rot vom alten Baum
Und kreist herein durchs offne Fenster.
Ein Feuerschein glüht auf im Raum
Und malet trübe Angstgespenster.

Ein weißer Fremdling tritt ins Haus.
Ein Hund stürzt durch verfallene Gänge.
Die Magd löscht eine Lampe aus,
Das Ohr hört nachts Sonatenklänge.

(Georg Trakl, 1912)